Alarmzeichen für einen Cannabinoid-Mangel
Immer mehr verdichten sich die Vermutungen, dass chronische Krankheiten durch einen Endocannabinoidmangel verursacht sein könnten. Dieser Mangel hat sogar einen Namen: Das Endocannabinoidmangel-Syndrom CED. Entzündungen, Schmerzen und Autoimmunerkrankungen, Migräne, Fibromyalgie, Reizdarmsyndrom und einiges mehr könnten auf ein mangelhaft funktionierendes Endocannbinoidsystem zurückzuführen sein. Stichhaltige Beweise dafür gibt es bis dato nicht. Doch wie könnte man einen solchen Mangel erkennen, was sind die Alarmzeichen für einen Cannabinoid-Mangel?
Das Endocannabinoidsystem ECS
Das ECS ist ein Teil des Nervensystems und reguliert nahezu alle körpereigenen Funktionen, wie:
- den Schlaf
- die Emotionen
- das Schmerzempfinden
- den Muskeltonus
- Stress und Entspannung
- das Immunsystem
- die Darmtätigkeit
- Entzündungsreaktionen u.v.m.
Es sorgt für eine Gleichgewicht (Homöostase) im Körper, beispielsweise durch Ausschüttung von Botenstoffen (Neurotransmitter). Diese Botenstoffe übertragen Informationen von einer Nervenzelle auf andere (Nerven-) Zellen. Entsprechend ist das ECS im Gehirn und gesamten Körper verteilt. Aktiviert wird es meist über das Zusammenspiel von Rezeptoren (CB1 und CB2) und die vom Körper selbst hergestellten (Endo-) Cannabinoide. Funktioniert das ECS aufgrund von Gendefekten, einer Krankheit oder Verletzung nicht richtig, dann spüren wir das an Unwohlsein, diffusen Symptomen oder Krankheiten, wie z.B.:
- vermehrten Schmerzen
- gestörter Verdauung
- Stimmungsschwankungen
- Entzündungen
- Ängsten und
- Schlafstörungen [1].
Das Endocannabinoidmangel-Syndrom CED
Bei einem Endocannabinoidmangel produziert der Körper zu wenig Cannabinoide oder Cannabinoid-Rezeptoren, so dass das ECS nicht mehr so, wie es sollte, funktionieren kann. Der Körper kann quasi nicht mehr reguliert werden und kommt aus dem Gleichgewicht [3].
Das Endocannabinoidmangel-Syndrom ist schon seit Beginn des Jahres 2000 im Gespräch [1], als man erkannte, dass eine Mangel an Neurotransmittern die Ursache für Krankheiten wie Alzheimer, Parkinson und Depressionen zu sein scheint. Bei Diagnosen, wie Reizdarmsyndrom, Fibromyalgie und Migräne lassen sich keine körperlichen Ursachen, pathologische Laborwerte oder Gewebsveränderungen finden. Daher verdichtet sich die Vermutung, dass die Beschwerden durch einen Endocannabinoidmangel hervorgerufen worden sein könnten. Auffällig dabei ist, dass sich alle drei dadurch auszeichnen, dass:
- die Schmerzempfindlichkeit erhöht ist
- die Patienten oft auch über Angststörungen und Depressionen klagen
- die Krankheiten relativ häufig gleichzeitig auftreten [1].
Viele Betroffene berichten, dass ihnen bei Schmerzen ohne bekannte Ursache, Schlafstörungen, Ängsten, Infektionen, Entzündungen u.ä. Cannabinoide der Hanfpflanze helfen. Das könnte ein direkter Hinweis auf einen solchen Mangel sein.
Cannabinoidmangel und Migräne
Bei Migräne ist die Schmerztoleranz erniedrigt, Schmerzen werden ungenügend reguliert. Äußere Reize, wie Licht und Geräusche, werden verstärkt wahrgenommen. Vermutlich reagieren die Nervenzellen im Gehirn übermäßig. Es hat sich gezeigt, dass die Konzentration an bestimmten Endocannabinoiden, sogenannten Anandamiden, die schmerzlindernd wirken, bei einer Migräneattacke erniedrigt ist. Normalerweise würde das ECS ein solches Ungleichgewicht regulieren. Studien konnten zeigen, dass Cannabisgabe die Häufigkeit von Migräneattacken, die Migräne-Schmerzen und akute Entzündungen, die mit Migräne einhergehen, deutlich reduzieren konnten [S1; S2; S3; 5].
Cannabinoidmangel und Reizdarm
Beim Reizdarmsyndrom treten Bauchschmerzen, Durchfall, Verstopfung und Krämpfe auf, ohne dass dafür eine körperliche Ursache zu finden ist. Reizdarmpatienten leiden häufig zusätzlich unter Angststörungen. Das ECS wiederum reguliert die Darmbewegungen, Entzündungen und die Darmsekrete. Auch hierbei ist das Endocannabinoid Anandamid beteiligt.
Cannabinoidmangel und Fibromyalgie
Auch die Fibromyalgie kann nicht durch körperliche Defekte erklärt werden, obwohl die Patienten periodisch unter starken Muskel- und Bindegewebsschmerzen leiden. Man konnte aber in deren Rückenmark eine Endocannabinoid-Unterfunktion nachweisen und die Schmerzen, den Schlaf und Ängste mit Cannabinoiden senken, während herkömmliche Medikamente meist keine Wirkung zeigten.
Andere Erkrankungen und Cannabinoidmangel
Vermutlich gibt es noch zahlreiche andere, oftmals behandlungsresistente, Krankheitsbeispiele, bei denen ein Endocannabinoidmangel-Syndrom beteiligt sein könnte. Dazu könnten gehören:
- Multiple Sklerose
- Reiseübelkeit
- Posttraumatisches Belastungssyndrom (PTBS)
- Mukoviszidose
- Neuropathien
- Phantomschmerzen
- Menstruationsschmerzen
- Schwangerschaftserbrechen
- psychische/bipolare Erkrankungen [1; 2].
Interessanterweise haben Forscher sogar bei Frauen mit Magersucht einen Mangel an CB1-Rezeptoren im Gehirn gefunden. Diese Rezeptoren an einer bestimmten Stelle im Gehirn sollen für eine gesunde Wahrnehmung und ein gesundes Empfinden verantwortlich sein. Der Mangel würde dann dazu führen, dass die Patientinnen eine verzerrte Selbstwahrnehmung und damit die Essstörung entwickelt haben [4].
Was Du selbst tun kannst – Maßnahmen gegen CED
Das ECS ist ein System des Gleichgewichts. Natürlich wird es schwierig, wenn bei Dir ein genetischer Defekt die Ursache für einen Endocannabinoidmangel ist. Generell kannst Du aber die Produktion von Endocannabinoiden und Dein ECS stärken, wenn Du:
- auf Deine Darmgesundheit durch gesunde Ernährung achtest und unnötige Antibiotika vermeidest, denn die Darmbakterien sollen bei der Regulation des ECS helfen
- entzündungsfördernde Lebensmittel mit ungesunden Fetten und einem Übermaß an Kalorien vermeidest
- Dich regelmäßig bewegst, Sport treibst
- wann immer es geht, Stress vermeidest und für einen erholsamen Schlaf sorgst
- ggf. deine Endocannabinoide durch ein hochwertiges CBD-Produkt ergänzt [2].
Quellen:
[1] Dr. Hutterer, Christine, Endocannabinoidmangel Syndrom, engl. Endocannabinoid-deficiency Syndrome, kurz CED, 02.12.2019 in Leafly, abgerufen am 28.01.2021 von https://www.leafly.de/endocannabinoidmangel-syndrom-ced/
[2] Auerswald, Martin, Cammabinoid-Mangel – Folgen und Behandlung, in CBD Oele, abgerufen am 28.01.2021 von https://cbdoele.org/cannabinoid/
[3] Quadri, Franziska, Was ist ein klinischer Endocannabinoid-Mangel?, 03.06.2019 in Medcan, abgerufen am 28.01.2021 von https://www.medcan.ch/de/news/87-was-ist-ein-klinischer-endocannabinoid-mangel
[4] M.Sc. Torres, Daniel, Nimmst Du Genügend CDB Durch die Nahrung auf?, 11.11.2016 in sativida, abgerufen am 28.01.2021 von https://www.sativida.de/blogs/cbd-news/nimmst-du-genugend-cdb-durch-die-nahrung-auf
[5] Koch, Felix, CBD – Das Ende der Migräne?, 18.01.2019 in kopaca, abgerufen am 28.01.2021 von https://kopaca.de/blogs/news/das-ende-der-migrane-cbd-schafft-abhilfe
Relevante Studien
[S1] Russo, Ethan B., Clinical Endocannabinoid Deficiency Reconsidered: Current Research Supports the Theory in Migraine, Fibromyalgia, Irritable Bowel, and Other Treatment-Resistant Syndromes, 2016 in Cannabis Cannabinoid Res. 2016; 1(1): 154–165, abgerufen am 28.01.2021 von https://www.leafly.de/endocannabinoidmangel-syndrom-ced/
[S2] Nagarkatti, Prakash et. al., Cannabinoids as novel anti-inflammatory drugs, Oktober 2009 in Future Med Chem. 2009 Oct; 1(7): 1333–1349., abgerufen am 28.01.2021 von https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2828614/
[S3] Greco, Rosaria et. al., Effects of anandamide in migraine: data from an animal model, April 2011 in J Headache Pain;12(2):177-8, abgerufen am 28.01.2021 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21331757/