Was ist CBD?
“CBD, das ist Hanf, also eine Droge und richtig gefährlich.” So oder so ähnlich werden zu Beginn viele denken, wenn sie immer mehr über CBD in den Medien sehen, hören und lesen. Die Diskussionen für oder gegen Hanf als Mittel gegen diverse Symptome oder Beschwerden laufen auf Hochtouren und das bis hinauf zu Regierungsdebatten zur Legalisierung von Hanf. Und ja, CBD ist ein Stoff aus der Hanfpflanze. Aber er ist weder gefährlich, noch macht er abhängig. Ganz im Gegenteil: Bei vorschriftsmäßiger Anwendung entpuppt sich CBD als ein medizinisches Hilfsmittel mit erstaunlich großem Potential. Vermutlich ist bisher nur ein winziger Teil seiner Wirkungen überhaupt erforscht. Es ist also an der Zeit, Vorurteile gegenüber diesem pflanzlichen “Wundermittel” auszuräumen.
CBD oder Cannabidiol
Alle Pflanzen sind ein schier unendliches Gemisch aus Stoffen, die heilsam, giftig oder einfach unwirksam für unseren Organismus sein können. Die Hanfpflanze hat, neben etwa 489 anderen bedeutenden Substanzen, etwas Besonderes zu bieten: sogenannte Phyto- (also Pflanzen-) Cannabinoide, wie das Cannabidiol (CBD). Im Gegensatz zu dem ebenfalls enthaltenen Tetrahydrocannabinol (THC), das hauptsächlich für seine Rauschwirkung bekannt ist, ist das CBD nicht psychoaktiv. So schätzt auch die World Health Organization (WHO) CBD als völlig unbedenklich für die Gesundheit und frei von Suchtpotential ein [1].
Leider belegen erst wenige Studien zu CBD dessen hervorragende Wirksamkeit und Verträglichkeit bei verschiedenen Krankheitsbildern. Und dass, obwohl Hanfpflanzen schon bereits vor 5000 Jahren medizinisch genutzt wurden. Selbst bis in die 1920er basierten noch 60% aller Schmerzmittel auf Cannabis [2].
CBD und das Endocannabinoidsystem
Bedeutsam für die Wirkung von CBD ist das sogenannte Endocannabinoidsystem mit seinen Rezeptoren. Dieses System ist eine Art Vermittlungsstelle zwischen Gehirn und Körper. Von außen zugegeben oder vom Körper selbst produziert, wirken passende (Endo-) Cannabinoide auf die Rezeptoren des Systems ein und setzen diverse physische, mentale und psychische Prozesse in Gang.
- Die Rezeptoren heißen: CB1 und CB2
- Zu den Cannabinoiden gehören: CBD und THC
Welche Prozesse ablaufen, hängt davon ab, wo im Körper sich die Rezeptoren befinden und welche Abläufe aus der Balance geraten sind. So können beispielsweise Nervenstoffe (Botenstoffe) aktiviert werden, die ganze Reaktionskaskaden auslösen. Haben die Cannabinoide ihre Funktion erfüllt, werden sie wieder abgebaut. Durch das System werden dabei ganz grundlegende Funktionen des Körpers reguliert. [3; 4]
Die körpereigenen Endocannabinoide gleichen dem CBD und THC aus der Cannabispflanze. Innere und von außen zugeführte Cannabinoide können also vergleichbare körperliche Funktionen aktivieren. Außerdem interagieren sie miteinander. So kann beispielsweise hochdosiertes CBD die psychoaktive Wirkung des THCs neutralisieren, dessen schmerzhemmende Eigenschaft hingegen verstärken.
So wirkt CBD auf unseren Organismus
Es gibt sicher noch eine ganze Menge an Wirkungen, die hinsichtlich des CBDs noch nicht erforscht worden sind. Was bisher in klinischen Studien an Tieren und Menschen gezeigt werden konnte, ist, dass CBD:
- eine schmerzhemmende Wirkung hat [S1]
- zu einer vermehrten Neurotransmitter-Ausschüttung (Stresshormone Noradrenalin, Adrenalin) führt und damit den Organismus (Muskeln, Konzentration) schnell aktiviert [S2; 5]
- Entzündungen hemmt [S3]
- als Antioxidans freie Radikale neutralisiert und damit die Zellen, Zellmembranen und Erbanlagen schützt [S3]
Dazu kommen mögliche Wirkungen, deren Effektivität noch nicht abschließend bewiesen werden konnten, wie:
- eine antibakterielle Wirkung [S4]
- eine blutdrucksenkende Wirkung [S5]
- eine Wirkung gegen Erbrechen und Übelkeit [S6]
- eine hemmende Wirkung auf das Wachstum von Tumoren und Krebszellen [S3]
- eine Wirkung gegen Schuppenflechte [S7]
- eine Wirkung auf das Immunsystem [S8]
- eine schützende Wirkung auf die Nerven [S9]
Die Vorteile von CBD
CBD hat also ein breites Wirkungsspektrum und ist allgemein gut verträglich. Es eignet sich hervorragend für die Selbstmedikation. Auch kann es als unterstützende Medikation zusammen mit verschreibungspflichtigen Medikamenten bei schwerwiegenderen Erkrankungen eingesetzt werden. Aber Vorsicht: CBD interagiert auch mit diversen Medikamenten und kann deren Wirkung verstärken.
Die Darreichungsformen von CBD
Inzwischen gibt es immer mehr an frei verkäuflichen Präparaten auf dem Markt. Dazu gehören:
- Tees
- getrocknete Pflanzen zum Rauchen, Vaporisieren
- Öle
- Kapseln, aber auch
- Kosmetika
CBD-haltige Kosmetika wirken über die Haut und eignen sich z.B. zur Behandlung von Hauterkrankungen und Entzündungen.
Wie muss ich CBD anwenden und dosieren?
Sehr häufig wird CBD in Form von Ölen gekauft, die eine tröpfchenweise Dosierung erlauben. Die Tropfen werden direkt unter die Zunge getropft. Sie brauchen etwa eine halbe bis eine Minute, um auf die Mundschleimhaut einzuwirken.
Idealerweise besprichst Du mit Deinem Arzt die beste Anfangsdosis für Deine Beschwerden. Er kennt sich sicher gut mit vertrauenswürdigen Produkten aus. Da CBD bei Menschen unterschiedliche Wirkungen verursachen kann, hast Du zugleich einen Ansprechpartner für Deine individuelle Dosisanpassung.
Alternativ kannst Du auch die Verzehrempfehlungen des Herstellers verfolgen und diese schrittweise erhöhen, bis Du eine zufriedenstellende Wirkung feststellen kannst.
Darauf solltest Du beim Kauf achten
Leider ist der Markt inzwischen übersät mit Produkten unterschiedlichster Qualität. Das ist für den Kunden sehr herausfordernd. Denn wie soll man als Laie gute von schlechten Produkten unterscheiden? Dazu haben wir einige Tipps:
- Reines CBD versus CBDa
CBDa ist die Vorstufe von CBD, wobei das “a” für “Acid” (Säure) steht. Die CBDa-Form ist schwächer als das CBD und schlechter bioverfügbar (kann schlechter über die Magen-Darm-Schleimhäute aufgenommen werden). Achte also besser auf einen reinen CBD-Gehalt.
- Das CO2-Extraktionsverfahren
Durch die CO2-Extraktion wird reines CBD hergestellt, das sehr wirksam, extrem rein, frei von Fremdstoffen und Erregern und sehr schonend bearbeitet ist. Diese Methode verhindert eine Oxidation von CBD und ist zugleich diejenige mit der größten Qualität, Sicherheit und Wirksamkeit
- Der THC-Gehalt
Nach dem Gesetz darf der THC-Gehalt freiverkäuflicher Produkte nicht über 0,2% liegen. Bei qualitativ hochwertigen Produkten wird der THC-Gehalt im Zuge der Produktion mehrfach kontrolliert.
- Das Trägeröl
Auch das Trägeröl sollte hochwertig sein. Idealerweise besteht es aus Hanfsamenöl.
- Isolat oder Vollspektrum
Isolate bestehen aus reinem CBD, wohingegen Vollspektrumöle auch weitere Phytocannabinoide enthalten. Hierbei kannst Du von dem Entourage-Effekt profitieren, bei dem sich die wertvollen Pflanzenstoffe gegenseitig verstärken.
- Analysenzertifikate oder Gütesiegel
Besonders hochwertige Produkte weisen ein Analysenzertifikat oder Gütesiegel auf, wie z.B. das Leafly CBD Gütesiegel.
Quellen:
[1] Cannabidiol (compound of cannabis), 2017 in WHO: Q&A, abgerufen am 25.02.2020 von https://www.who.int/features/qa/cannabidiol/en/
[2] Was ist CBD (Cannabidiol)?, 24.02.2020 in CBD-vital: Magazin, abgerufen am 25.02.2020 von https://www.cbd-vital.de/magazin/cbd-allgemein/was-ist-cbd
[3] Raypole, Crystal, A Simple Guide to the Endocannabinoid System, 17.05.2019 in healthline, abgerufen am 25.02.2020 von https://www.healthline.com/health/endocannabinoid-system-2
[4] Endocannabinoid-System: Tor und Schlüssel zur Wirkung von Cannabis, Medical Cannabis Verein Schweiz, abgerufen am 25.02.2020 von https://www.medcan.ch/de/medizin/41-ecs
[5] Sapolsky, R. M. et. al., Hippocampal damage associated with prolonged glucocorticoid exposure in primates, 1.09.1990 in Journal of Neuroscience, 10 (9) 2897-2902, abgerufen am 01.03.2020 von https://www.jneurosci.org/content/10/9/2897.short
Relevante Studien:
[S1] Capano, Alex et.al., Evaluation of the effects of CBD hemp extract on opioid use and quality of life indicators in chronic pain patients: a prospective cohort study, Januar 2020 in Postgrad Med, 2020 Jan;132(1):56-61, abgerufen am 27.08.2020 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31711352/
[S2] Murillo-Rodriguez, Eric et.al., Systemic Injections of Cannabidiol Enhance Acetylcholine Levels from Basal Forebrain in Rats, August 2018 in Neurochem Res;43(8):1511-1518, abgerufen am 27.08.2020 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29876791/
[S3] Pallati, Federica et.al., Cannabis sativa L. and Nonpsychoactive Cannabinoids: Their Chemistry and Role against Oxidative Stress, Inflammation, and Cancer, 04.12.2018 in Biomed Res Int.;2018:1691428, abgerufen am 27.08.2020 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30627539/
[S4] Kosgodage, Uchini S. et.al., Cannabidiol Is a Novel Modulator of Bacterial Membrane Vesicles, 10.09.2019 in Front Cell Infect Microbiol;9:324, abgerufen am 27.08.2020 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31552202/
[S5] Jadoon, Khalid A. et.al., A single dose of cannabidiol reduces blood pressure in healthy volunteers in a randomized crossover study, 15.06.2017 in JCI Insight;2(12):e93760, abgerufen am 27.08.2020 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28614793/
[S6] Mechoulam, Raphael et.al., Cannabidiol: an overview of some pharmacological aspects, November 2002 in J Clin Pharmacol;42(S1):11S-19S, abgerufen am 27.08.2020 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/12412831/
[S7] Palmieri, B. et.al., A therapeutic effect of cbd-enriched ointment in inflammatory skin diseases and cutaneous scars, April 2019 in Clin Ter;170(2):e93-e99, abgerufen am 27.08.2020 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30993303/
[S8] Cabral, Guy A. et.al., Turning Over a New Leaf: Cannabinoid and Endocannabinoid Modulation of Immune Function, Juni 2015 in J Neuroimmune Pharmacol;10(2):193-203, abgerufen am 27.08.2020 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26054900/
[S9] Mannucci, Carmen et. al., Neurological Aspects of Medical Use of Cannabidiol, 2017 in CNS Neurol Disord Drug Targets;16(5):541-553, abgerufen am 27.08.2020 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28412918/