Was ist der Unterschied zwischen CBD und THC?
Hanfpflanzen, sie gehören zu der Pflanzengattung Cannabis, enthalten verschiedene Cannabinoide. Cannabidiol (CBD) und Tetrahydrocannabinol (THC) zählen zu diesen Substanzen. Als Wirkstoffe extrahiert, führen sie bei der Anwendung beim Menschen zu unterschiedlichen Effekten. Zum Einsatz kommen verschiedene Darreichungsformen, insbesondere Öle. Was aber unterscheidet CBD und THC genau und welche Informationen sind für den Gebrauch besonders wichtig?
CBD und THC – wie unterscheidet sich die chemische Struktur?
THC und CBD bestehen aus jeweils 21 Kohlenstoffatomen (C), 30 Wasserstoffatomen (H) und 2 Sauerstoffatomen (O). Sie unterscheiden sich lediglich durch die Anordnung eines einzelnen Atoms [1; 2].
Die Summenformel für CBD und THC ist gleich, sie lautet jeweils
C21H30O2
Die Strukturformel von CBD zeigt sich dabei wie folgt
Die Strukturformel von THC verdeutlicht den Unterschied zwischen CBD und THC
Die für CBD und THC jeweils typische Anordnung führt zu charakteristischen Wirkungen auf den Körper. Die Ähnlichkeit beider Molekülstrukturen mit körpereigenen Endocannabinoiden ermöglicht deren Reaktionen mit spezifischen Rezeptoren des Endocannabinoidsystems ECS. Das ECS ist ein Netzwerk von Rezeptoren, das lebenswichtige Funktionen in unserem Organismus unterstützt. Bisher sind zwei dieser Rezeptoren bekannt: CB1 und CB2. Indem diese Rezeptoren und von außen zugegebenes CBD bzw. THC miteinander wechselwirken, können beispielsweise Botenstoffe freigesetzt werden, die Reaktionsketten im Organismus verursachen. Diese sogenannten Neurotransmitter sind das interzelluläre Informationssystem des Körpers, ähnlich den auf längere Strecken wirkenden Hormonen. Sie sind beteiligt am Schmerzempfinden, der Immunfunktion, Stress, Schlaf u.v.m..
Die CB1-Rezeptoren kommen hauptsächlich im Gehirn vor und sind für physiologische und mentale Prozesse verantwortlich. Die CB2-Rezeptoren findet man dagegen im gesamten Körper, insbesondere aber im Immun-, Darm- und zentralem Nervensystem. THC bindet leicht an die CB1-Rezeptoren und besitzt darüber eine psychoaktive Wirkung. CBD zeigt hingegen eine nur sehr geringe Bereitschaft zur CB1-Bindung. Sie tritt nicht oder nur indirekt auf. Dagegen besitzt CBD eine hohe Affinität zu den CB2-Rezeptoren. Zusätzlich ist CBD in der Lage, die Bindung von THC an die CB1-Rezeptoren aufzuheben und die psychoaktive Wirkung des THCs zu verringern. So kann CBD dieselben Wirkungen wie THC erzielen, jedoch ohne psychoaktive Effekte zu verursachen [2].
Welche Anwendungsgebiete und Darreichungsformen gibt es für CBD und THC?
CBD wird in zahlreichen Bereichen der Medizin, in Selbstmedikation als Gesundheitsprodukt und für das Allgemeinbefinden an sich verwendet. Anwendungsgebiete sind psychische Belastungszustände, Unruhe, Depressionen und Ängste. Ebenfalls häufig wird CBD bei Schmerzen, Krämpfe, Migräne, entzündlichen Prozessen und Übelkeit eingesetzt. CBD reguliert das Immunsystem und schützt die Nerven [S1; S2; S3; S4; S5].
Die Darreichungsformen für die innere Anwendungen sind vielfältig. Für den Menschen bieten sich CBD-Öle in Tropfflaschen, CBD-Öl mit Kräuterauszügen, CBD in Kapselform, Kapseln mit CBD und Mikronährstoffen oder auch CBD-Honig und CBD-Schokolade. Als Externa der Körperpflege und Kosmetik haben sich CBD-Cremes und Salben, Gesichts- und Lippenpflege, Haar- und Körperpflegemittel, Mundhygieneprodukte sowie Badezusätze und Massageöle auf dem Markt etabliert. Angeboten werden zudem CBD-Zäpfchen.
Die Anwendungsfelder von THC im Rahmen der Medizin umfassen unter anderem Schmerzen, Spasmen der Muskulatur, Epilepsie, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Übelkeit, schwerere Angstzustände und Psychosen. THC wirkt stimmungsaufhellend, zeitgleich aber auch beruhigend und schlaffördernd. Darreichungsformen von THC beschränken sich auf die direkte orale Einnahme und die Inhalation [3].
Welche Nebenwirkungen können auftreten?
Für CBD selber werden keine Nebenwirkungen angegeben. Grundsätzlich gilt CBD als gut verträglich. Die Verträglichkeit ist dabei unabhängig von der Dosierung. Möglich sind Wechselwirkungen mit anderen Substanzen. Zeigen sich daher unklare Nebenwirkungen, können diese häufig dem Wechselwirken mit weiteren eingenommenen Medikamenten zugeordnet werden.
Im Gegensatz zu CBD weist THC mehrere Nebenwirkungen auf. So können sich vorübergehend Symptome wie hohe Pulszahl, Probleme der Koordination, Mundtrockenheit, Augenrötungen, Reaktionseinschränkungen und Probleme der Merkfähigkeit einstellen. Ursächlich ist die psychoaktive Wirkung von THC. Vor langfristigen, medizinisch unkontrollierten Einnahmen wird in diesem Zusammenhang gewarnt. Die THC-Anwendung in großem Umfang ist für Heranwachsende risikobehafteter als für Erwachsene.
Lebensbedrohliche Zustände als Folge der Einnahme werden weder für CBD noch für THC beschrieben.
Folgende Übersicht verdeutlicht die zahlreichen Überschneidungen sowie grundlegende Unterschiede der Wirkungen von CBD und THC.
Gegenüberstellung bekannter Wirkungen von THC und CBD | ||
Wirkung | CBD | THC |
Wechselwirkung mit Endocannabinoiden | X | X |
Wechselwirkungen mit Medikamenten/Substanzen | X | X |
Nebenwirkungen | X | |
entzündungshemmend | X | X |
schmerzlindernd | X | X |
gegen Übelkeit | X | X |
appetitanregend | X | |
beruhigend/ausgleichend | X | X |
schlaffördernd | X | |
entkrampfend | X | X |
gegen Anfallsleiden | X | |
aktivierend | X | |
stimmungsaufhellend | X | |
Angst mildernd | X | X |
antidepressiv | X | X |
antipsychotisch | X | |
lebensbedrohliche Zustände nach Einnahme | bislang nicht nachgewiesen, keine Hinweise | bislang nicht nachgewiesen, keine Hinweise |
Ist der Gebrauch von THC und CBD legal oder illegal?
Die Nutzungsmöglichkeiten für Cannabinoide ergeben sich, neben dem gesundheitlichen Aspekt, auch über die Frage der Legalität. Die Gesetzeslage in Deutschland unterliegt seit einigen Jahren ständigen Änderungen. Die Verwendung von Cannabis war früher illegal. Heute sind deutlich mehr Freiräume für Produkte mit Niedrigdosierung und für den medizinischen Gebrauch vorhanden. Ausschlaggebend ist dabei der Gehalt an THC. THC darf nicht frei angeboten oder verwendet werden. Handel und Gebrauch sind nach dem Betäubungsmittelgesetz illegal. Möglich ist allein die rezeptpflichtige, medizinisch begründete Anwendung von THC. Sie basiert auf den neuesten Ergebnissen der Forschung. Erfolge, unter anderem in der Schmerztherapie und bei Krebsbehandlungen, führten zu einer Akzeptanz durch den Gesetzgeber.
Die im Handel frei verkäuflichen CBD-Produkte dürfen einen THC-Anteil von 0,2% nicht überschreiten. Für CBD-Öle ist dann eine Selbstmedikation durch den Verbraucher unproblematisch.
Wo kann ich CBD erwerben?
Durch die Legalisierung von CBD entstand ein umfangreiches Angebotsspektrum. Zahlreiche Produkte werden in Apotheken, Drogerien und im weiteren Einzelhandel angeboten. Intensives Marketing und wissenschaftliche Aufklärungsschriften haben die Informationslage zu THC und CBD deutlich verbessert.
Quellen
[1] CBD vs. THC: What’s the Difference?, in Healthline, abgerufen am 20.08.2020 von https://www.healthline.com/health/cbd-vs-thc#chemical-structure
[2] Müller, Nathalie, THC Und CBD: Den Unterschied Verstehen, 27.06.2019 in Kräuterpraxis, abgerufen am 20.08.2020 von https://kraeuterpraxis.de/blog/thc-und-cbd-den-unterschied-verstehen/
[3] Anwendung THC, Kanaturia, abgerufen am 20.08.2020 von https://www.kanaturia.com/cannabis-medizin/anwendungsgebiete-thc
Relevante Studien:
[S1] Booz, George W., Cannabidiol as an emergent therapeutic strategy for lessening the impact of inflammation on oxidative stress, 01.09.2011 in Free Radic Biol Med;51(5):1054-61, abgerufen am 20.08.2020 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21238581/
[S2] Lynch, Mary E, Campbell, Fiona, Cannabinoids for treatment of chronic non-cancer pain; a systematic review of randomized trials, November 2011 in Br J Clin Pharmacol, abgerufen am 20.08.2020 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21426373/
[S3] Bergamaschi, Mateus M. et. al., Cannabidiol reduces the anxiety induced by simulated public speaking in treatment-naïve social phobia patients, Mai 2011 in Neuropsychopharmacology;36(6):1219-26, abgerufen am 20.08.2020 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21307846/
[S4] Ashton, C. H. et. al., Cannabinoids in bipolar affective disorder: a review and discussion of their therapeutic potential, Mai 2005 in J Psychopharmacol.;19(3):293-300, abgerufen am 20.08.2020 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/15888515/
[S5] Chagas, Marcos Hortes N et. al., Effects of acute systemic administration of cannabidiol on sleep-wake cycle in rats, März 2013 in J Psychopharmacol;27(3):312-6, abgerufen am 20.08.2020 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/23343597/