CBD gegen Fibromyalgie
Fibromyalgie ist eine chronische Schmerzerkrankung, die von Ärzten lange nicht anerkannt wurde. Auch heute noch kann lediglich eine Verdachtsdiagnose ausgesprochen werden, da die Fibromyalgie nicht wirklich messbar ist. Dennoch machen die diffusen Schmerzen jede Bewegung zur Tortur. Wenn CBD gegen Fibromyalgie helfen könnte, wäre sehr vielen Menschen mit neuer Lebensqualität geholfen.
Was ist Fibromyalgie?
Bei der Fibromyalgie tut einfach alles weh. Die Schmerzen verteilen sich auf mehrere Körperregionen, insbesondere an der Muskulatur, dem Bindegewebe und den Sehnenansätzen. Kennzeichnend sind auch Druckschmerz über sogenannten „Tender Points“. Die Erkrankung zählt zum rheumatischen Formenkreis. Sie wird auch Weichteilrheumatismus genannt. Oft kommt die Fibromyalgie schubartig. Die Schmerzen halten dann mehrere Tage an, gefolgt von längeren Pausen.
Die Haupt-Symptome der Fibromyalgie sind:
- erhöhte Schmerzwahrnehmung und gesteigerte Schmerzempfindlichkeit
- Müdigkeit, Antriebsschwäche, Erschöpfung
- Schlafstörungen bzw. nicht erholsamer Schlaf, Tagesmüdigkeit
- Depressionen, Nervosität, Ängste
- Herzjagen, Atemnot
- vermehrte Kälteempfindlichkeit, vermehrtes Schwitzen
- Konzentrations-, Erinnerungs- und Gedächtnisprobleme
- Reizdarmsyndrom
- anhaltende Morgensteifigkeit des Bewegungsapparates
- Restless-Legs (RLS)
- Hörstörungen
- Wetterfühligkeit
- Anschwellen der Hände, Füße und des Gesichts.
Dazu können noch weitere Symptome kommen. Schwierig ist, dass dieses Beschwerdebild nicht typisch für die Fibromyalgie ist. Es gibt viele andere Krankheiten, die eben solche Beschwerden auslösen können.
Fibromyalgie trifft meist Frauen mittleren Lebensalters. Inzwischen gibt es viele Studien, die den besonders hohen Leidensdruck der PatientInnen belegen. Bei PatientInnen mit schwerer Symptomatik ist der Alltag erheblich einschränkt. Da bei dieser Erkrankung auch die Psyche eine große Rolle spielt, muss die Behandlung ganzheitlich erfolgen.
Ursachen der Fibromyalgie
Weder durch Bildgebung, noch durch die Erfassung von Blutwerten kann die Krankheit eindeutig diagnostiziert werden. Dementsprechend dauert es oft lange, bis die Diagnose ausgesprochen wird. Was man weiss, ist, dass die Schmerzverarbeitung der Patienten gestört ist, weshalb sie Schmerzen stärker wahrnehmen. Als Ursachen kommen in Betracht:
- Störungen im Hormonhaushalt oder bei Botenstoffen: Eine Verminderung des Wachstumshormonspiegel verstärkt beispielsweise die Beschwerden. Wachstumshormone werden in der Tiefschlafphase freigesetzt, die bei Fibromyalgiepatienten meist zu kurz ausfällt. Dadurch können die Körperzellen nicht mehr so gut regenerieren.
- Chronische Muskelverspannungen: Verspannungen führen nicht selten zu Schmerz-Vermeidungsverhalten. Dadurch werden Muskeln nicht beansprucht und es kommt zu Funktionsschwächen, die den Schmerz weiter verstärken.
- Persönlichkeitsfaktoren: Viele Fibromyalgie-Patienten nehmen chronischen Stress/chronische Selbstüberforderung nicht mehr als solchen wahr. Er wird für sie zum Normalzustand, weil sie nach Akzeptanz und Anerkennung streben [1].
Fibromyalgie und das Endocannabinoidsystem
Es gibt Hinweise, dass Fibromyalgie auch durch einen Endocannabinoidmangel verursacht werden könnte. Forscher vermuten den Zusammenhang, weil die Krankheit mit einem erhöhten Auftreten von Angststörungen, Depressionen und Reizdarmsyndrom einhergeht [2]. Ein Mangel an körpereigenen (Endo-)cannabinoiden führt beispielsweise zu:
- Muskelverspannungen
- chronischen (Kopf-)Schmerzen
- Darm- und Blasenproblemen
- Schlafstörungen
- depressiven Verstimmungen
- Antriebslosigkeit.
Werden die Cannabinoide dagegen zugeführt, bessern sich die Beschwerden. Im Vergleich sieht man, dass all diese Symptome auch bei der Fibromyalgie vorkommen. Es liegt also nahe, dass die Fibromyalgie eine Erkrankung des Endocannabinoid-Systems sein könnte. Um das zu beweisen, müssen allerdings noch weit mehr Untersuchungen durchgeführt werden. Dennoch könnte ein CBD-Vollspektrumextrakt bei der Behandlung der Fibromyalgie helfen. Der Vorteil gegenüber den Standardtherapien ist, dass Cannabinoide in der Regel keine Nebenwirkungen verursachen.
Die Standardtherapie gegen Fibromyalgie
Die Fibromyalgie ist leider häufig therapieresistent. Daher wirken oft selbst starke Medikamente nur unzureichend. Standardmäßig werden Schmerzmittel und Opiate gegen Ängste und Depressionen, spezielle Antidepressiva, wie Amitriptylin, oder Mittel gegen Epilepsie, wie Pregabalin, verabreicht. Die Kombination aus Amitriptylin und Duloxetin soll gut wirken. Mit den Medikamenten lassen sich jedoch nur die Symptome behandeln, nicht die Ursache. Außerdem haben sie meist ein Abhängigkeitspotential und viele Nebenwirkungen [1].
Wie wirkt Cannabis gegen Fibromyalgie?
Die Cannabinoide wirken auf das Endocannabinoidsystem (ECS) ein. Dessen bekannte Rezeptortypen CB1 und CB2 befinden sich im zentralen Nervensystem (CB1), im Immunsystem und in den Knochenzellen (CB2). Das ECS reguliert zahlreiche Prozesse im Körper.
Während einer amerikanischen Umfrage zufolge von den Standardtherapien nur 10 bis 40 % gegen die Symptome der Fibromyalgie wirken, profitieren von einer Cannabistherapie 60% der Patienten [3].
Studie: THC als wirksamer Bestandteil gegen Schmerzen
Um zu untersuchen, welcher Cannabisbestandteil wirksam gegen Fibromyalgiebeschwerden sind, wurden in einer Cannabis-Studie insgesamt 20 Fibromyalgie-PatientInnen in vier Gruppen aufgeteilt. Darin wurden ein Placebo, Cannabisblüten mit niedrigem THC und solche mit hohem THC-Gehalt, sowie Blüten mit hohem CBD-Gehalt getestet. Die PatientenInnen, die die Blüten mit hohem THC-Gehalt vaporisiert haben, hatten deutlich weniger Schmerzen als die PatientInnen der anderen Gruppen. Also scheint vor allem THC bei Fibromyalgie wirkungsvoll zu sein [S1].
Auch die Auswertung von 211 PatientInnendaten von Forschern des Departments of Rheumatology in Israel kam zu dem Ergebnis, das Medizinalcannabis gegen Fibromyalgie helfen kann. 81 % der PatientientInnen haben darin angegeben, dass die Schmerzen abgenommen und sich ihre Lebensqualität verbessert habe. Etwa 20 % der PatientInnen konnten darüber hinaus Opioide und Benzodiazepine reduzieren oder sogar ganz absetzen [S2].
CBD gegen Stress, Schlafstörungen, Ängste und Darmprobleme
Stress und Hormonfehlregulation sind Faktoren, die als Ursachen für die Fibromyalgie in Frage kommen. Dass CBD gegen Stress und Ängste wirken kann, wurde durch einige Studien bereits bewiesen. Es kann aber auch das Hormonsystem beeinflussen und beispielsweise für die Ausschüttung von Dopamin – dem Glückshormon – sorgen. Aber auch eine schmerzsenkende und entzündungshemmende Wirkung ist von CBD bekannt. Darüber hinaus wirkt es schlaffördernd und kann die Symptome von Reizdarm, wie Entzündungen, Schmerzen und Angstzustände, lindern. Also kann auch CBD ein wirksames Mittel gegen zahlreiche Symptome der Fibromyalgie sein.
Was bedeutet das für die Praxis?
Patienten mit Fibromyalgie könnten von einem Cannabisprodukt profitieren, das sowohl CBD als auch THC enthalten sollte. Viele praktische Beispiele zeigen, dass Cannabis besser wirkt, als chemisch-synthetische Medikamente, wie Opioide. Wenn Du selbst betroffen bist, besprich doch einmal mit Deinem Arzt die Option. Ein Cannabisprodukt zu medizinischen Zwecken muss behördlich beantragt werden. Vielleicht lohnt sich aber die Mühe und Du gewinnst deutlich an Lebensqualität zurück.
Quellen:
[1] Liebscher-Bracht, Roland, Fibromyalgie – Schmerzen am ganzen Körper, abgerufen am 14.04.2020 von https://www.liebscher-bracht.com/schmerzlexikon/fibromyalgie/
[2] Dr. Hutterer, Christine, Endocannabinoidmangel Syndrom, engl. Endocannabinoid-deficiency Syndrome, kurz CED, 02.12.2019 in Leafly, abgerufen am 14.04.2020 von https://www.leafly.de/endocannabinoidmangel-syndrom-ced/
[3] Dr. Hutterer, Christine, Cannabis bei Fibromyalgie, 13.11.2019 in Leafly, abgerufen am 14.04.2020 von https://www.leafly.de/cannabis-als-medizin-bei-fibromyalgie/
Relevante Studien:
[S1] Van de Donk, T. et.al., An experimental randomized study on the analgesic effects of pharmaceutical-grade cannabis in chronic pain patients with fibromyalgia, April 2019 in Pain.;160(4):860-869, abgerufen am 14.04.2020 von https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/30585986[S2] Sagy, I. et.al., Safety and Efficacy of Medical Cannabis in Fibromyalgia, 05.06.2019 in J Clin Med.;8(6). pii: E807, abgerufen am 14.04.2020 von https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/31195754